In der Gebäudereinigung gilt: Ohne engagiertes Personal läuft nichts. Gleichzeitig leidet die Branche besonders stark unter dem Fachkräftemangel und das nicht erst seit gestern. Während neue Technologien und digitale Tools Prozesse verbessern, bleibt die zentrale Herausforderung bestehen: Reinigungskräfte zu finden, zu binden und langfristig zu motivieren.
Was Beschäftigte heute wirklich brauchen, lässt sich nicht allein mit Lohnzetteln beantworten. Es geht um Anerkennung, Planungssicherheit, faire Bedingungen und ein wertschätzendes Arbeitsumfeld. Wer diese Faktoren ernst nimmt, schafft nicht nur mehr Zufriedenheit im Team, sondern auch bessere Ergebnisse für Kunden.
Warum Reinigungskräfte schwer zu finden – und noch schwerer zu halten sind
Die Gründe für die hohe Fluktuation sind vielfältig:
- Geringes gesellschaftliches Ansehen der Tätigkeit
- Teilzeitmodelle mit unregelmäßigen Einsatzzeiten
- Körperlich belastende Arbeit, häufig unter Zeitdruck
- Wenig Kommunikation oder Rückhalt vom Arbeitgeber
- Kaum Aufstiegsperspektiven oder Weiterbildungsangebote
Hinzu kommt: Viele Reinigungskräfte arbeiten in Randzeiten – wenn niemand hinsieht, niemand dankt und niemand Feedback gibt. Das führt oft zu Frustration oder innerer Kündigung.
Gute Arbeit beginnt mit guter Planung
Ein zentraler Faktor ist die Einsatzplanung. Wer ständig kurzfristig einspringen oder Dienste tauschen muss, verliert nicht nur den Überblick – sondern auch die Motivation.
Besser ist:
- Frühzeitige Dienstplanung, am besten digital und transparent
- Berücksichtigung persönlicher Verfügbarkeiten (z. B. Kinderbetreuung, Sprachkurs)
- Möglichkeit zur Einflussnahme, z. B. durch Wunschdienste
- Klar definierte Zuständigkeiten, um Verwirrung zu vermeiden
- Ruhezeiten und Pausen realistisch einplanen
Mitarbeitende, die sich auf ihren Wochenplan verlassen können, erleben ihre Arbeit als strukturierter und respektvoller.
Kommunikation auf Augenhöhe
Viele Konflikte lassen sich durch einfache, ehrliche Kommunikation vermeiden. Reinigungskräfte brauchen Ansprechpartner – nicht nur für Kritik, sondern auch für Lob und Rückfragen.
Empfehlenswerte Maßnahmen:
- Regelmäßige Teambesprechungen oder Feedbackrunden
- Führungskräfte mit Sprachkompetenz oder Dolmetscher-Unterstützung
- Digitale Tools mit einfacher Kommunikation per App
- Interne Ansprechpersonen für soziale Anliegen oder private Sorgen
Eine gute Kommunikationskultur schafft Nähe – auch dann, wenn Teams dezentral oder schichtversetzt arbeiten.
Psychische Belastung erkennen und ernst nehmen
Reinigungskräfte sind nicht nur körperlich, sondern oft auch emotional stark gefordert. Zeitdruck, fehlende Anerkennung, belastende Arbeitsumgebungen oder ständige Erreichbarkeit können sich auf das Wohlbefinden auswirken. Viele Mitarbeitende empfinden ihre Tätigkeit als „unsichtbar“, was zu Demotivation und Erschöpfung führt.
Wichtige Maßnahmen zur Entlastung:
- Schulungen zu Stressbewältigung und Resilienz
- Regelmäßige, niedrigschwellige Gespräche mit Vorgesetzten
- Einbindung betrieblicher Gesundheitsangebote (z. B. Massagen, Rückentraining)
- Zugriff auf externe Beratungsstellen oder Sozialdienste bei Bedarf
Wer psychische Gesundheit ernst nimmt, stärkt nicht nur die Zufriedenheit im Team – sondern auch die Leistungsfähigkeit und das Vertrauen in den Arbeitgeber.
Wertschätzung zeigen: konkret und sichtbar
„Gute Arbeit“ zu loben, kostet nichts, wird aber oft vergessen. Wer Wertschätzung ernst meint, sollte sie sichtbar machen:
- Durch kleine Aufmerksamkeiten (z. B. Getränk, Geburtstagsgruß, Feiertagspräsente)
- Durch interne Formate wie „Mitarbeiter:in des Monats“
- Durch Einbindung in Entscheidungsprozesse oder Verbesserungsvorschläge
- Durch saubere, gut ausgestattete Pausenräume
- Durch hochwertige, bequeme Arbeitskleidung
Solche Signale zeigen: Eure Arbeit ist nicht nur nötig – sie ist wichtig.
Diversität im Team: Potenzial statt Problem
In vielen Reinigungsteams arbeiten Menschen mit unterschiedlichsten sprachlichen, kulturellen oder religiösen Hintergründen. Wer Diversität nicht als Hindernis, sondern als Stärke versteht, kann daraus echten Teamzusammenhalt schaffen.
Dazu braucht es:
- Respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe
- Mehrsprachige Arbeitsmaterialien, Checklisten oder Schulungen
- Interkulturelle Kompetenz auf Führungsebene
- Offenheit für flexible Schichtmodelle oder religiöse Feiertage
Ein diverses Team bringt viele Perspektiven und hohe Anpassungsfähigkeit mit – vorausgesetzt, der Rahmen ist inklusiv und durch klare Regeln geprägt.
Weiterbildung statt Stillstand
Wer denkt, dass Reinigung keine Weiterentwicklung erlaubt, liegt falsch. Viele Mitarbeitende sind interessiert an neuen Geräten, modernen Reinigungstechniken oder organisatorischen Fähigkeiten erhalten aber kaum Zugang dazu.
Das lässt sich ändern durch:
- Schulungen zur fachgerechten Anwendung von Maschinen und Chemie
- Einweisung in digitale Systeme (z. B. Zeiterfassung, Reporting)
- Workshops zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
- Sprachförderung, z. B. durch Kooperationspartner oder Lernangebote
- Perspektiven zur Entwicklung als Teamleitung oder Objektverantwortliche
Fortbildung schafft nicht nur Qualifikation – sondern auch Identifikation mit dem Unternehmen.
Faire Bedingungen statt Mindestmaß
Faire Bezahlung ist die Basis, aber längst nicht alles. Wichtig sind auch:
- Tarifkonforme oder übertarifliche Entlohnung
- Pünktliche Lohnzahlung
- Klare Arbeitsverträge mit geregelten Stunden
- Vergütung von Fahrtzeiten oder Wegeaufwand
- Bereitstellung ergonomischer Arbeitsmittel
- Absicherung bei Krankheit oder plötzlichen Ausfällen
Ein klarer und sicherer Rahmen signalisiert: Hier wird fair gearbeitet – auf beiden Seiten.
Mitarbeiter werben Mitarbeiter: Bindung durch Empfehlung
Ein bewährter Weg zur Personalgewinnung in der Branche: Wer gute Erfahrungen macht, empfiehlt den Job weiter. Dieses Potenzial lässt sich gezielt aktivieren – durch Programme wie „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“.
Das funktioniert, wenn:
- Empfehlungen aktiv beworben werden (z. B. per Flyer, App, Aushang)
- Prämien klar geregelt sind und pünktlich ausgezahlt werden
- das Onboarding des neuen Teammitglieds wertschätzend verläuft
- der Empfehlende aktiv eingebunden wird (z. B. als Mentor)
Empfehlungsmarketing ist dabei nicht nur ein Recruiting-Instrument, sondern auch ein Zeichen dafür, dass bestehende Mitarbeitende dem Unternehmen vertrauen – und das nach außen tragen.
Arbeitgebermarke mit Haltung
Gebäudedienstleister stehen nicht nur im Wettbewerb um Kunden – sondern auch um Personal. Eine moderne Arbeitgebermarke braucht deshalb mehr als einen sauberen Außenauftritt. Sie braucht Haltung nach innen: gegenüber dem eigenen Team, gegenüber sozialer Verantwortung und gegenüber der Wertschätzung der Reinigungsleistung.
Wer das glaubwürdig kommuniziert – intern wie extern – wird als attraktiver, stabiler und mitarbeiterorientierter Dienstleister wahrgenommen.
Fazit: Motivation entsteht durch Respekt – nicht durch Kontrolle
Reinigung ist Systemarbeit – und Menschen, die täglich Räume sicher, hygienisch und gepflegt halten, verdienen mehr als Mindestlohn und Randzeiten. Sie verdienen Aufmerksamkeit, Rückhalt und Entwicklung.
Gebäudedienstleister, die auf echte Mitarbeitendenbindung setzen, profitieren doppelt: durch weniger Fluktuation und durch bessere Qualität. Und am Ende durch das, was Kunden wirklich überzeugt: Ein motiviertes, gut betreutes Team, das seine Arbeit gern macht.
Quellen
- Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (2024): Arbeitsbedingungen und Fluktuation in der Gebäudereinigung
- Berufsgenossenschaft BG BAU (2024): Gesundheitsschutz in der Reinigungsbranche
- Statista (2025): Gründe für Stellenwechsel im Reinigungsgewerbe
- Facility Management Journal (2025): Mitarbeiterbindung in operativen Serviceberufen
- IQ Netzwerk (2023): Sprachförderung in Dienstleistungsberufen – Handreichung für Betriebe
- Deutscher Gewerkschaftsbund (2024): Psychische Belastung am Arbeitsplatz
- Diversity Charter (2023): Erfolgsfaktor Vielfalt in der Arbeitswelt
- Bundesagentur für Arbeit (2025): Mitarbeiter werben Mitarbeiter – Praxisleitfaden für Unternehmen