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Hygiene in der Gebäudereinigung – Was sich seit der Pandemie wirklich verändert hat

Die Corona-Pandemie hat das Bewusstsein für Hygiene in der Gesellschaft grundlegend verändert. Was früher als „sauber“ galt, genügt heute in vielen Bereichen nicht mehr den Anforderungen – vor allem dort, wo Menschen arbeiten, lernen, gepflegt oder medizinisch versorgt werden.

Für Gebäudedienstleister hat sich dadurch nicht nur der Alltag geändert, sondern auch die Erwartungshaltung ihrer Auftraggeber. Reinigungsunternehmen müssen heute mehr leisten, differenzierter dokumentieren und klarer kommunizieren als je zuvor.

Hygieneanforderungen vor und nach der Pandemie: Ein Wandel im Detail

Vor 2020 lag der Fokus vieler Reinigungsleistungen auf optischer Sauberkeit und der effizienten Erledigung von Standardaufgaben. Die Pandemie hat daraus einen gesundheitlich relevanten Prozess gemacht – mit klaren Anforderungen an Desinfektionsroutinen, Reinigungsintervalle und Transparenz.

Besonders in sensiblen Bereichen wie:

  • Gesundheitswesen (Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen)
  • Bildungseinrichtungen (Schulen, Kitas, Universitäten)
  • Einzelhandel und Gastronomie
  • Verwaltungsgebäuden mit Publikumsverkehr

ist Hygiene kein optionales Zusatzthema mehr, sondern zentraler Bestandteil des Sicherheitskonzepts.

Neue Standards: Was heute erwartet wird

Viele Auftraggeber setzen heute auf konkrete Hygienepläne, die über die reguläre Unterhaltsreinigung hinausgehen. Dazu gehören unter anderem:

  • Gezielte Flächendesinfektion (z. B. Türgriffe, Lichtschalter, Arbeitsplätze)
  • Verkürzte Reinigungsintervalle in Gemeinschafts- oder Sanitärräumen
  • Einsatz viruzider Reinigungsmittel nach EN-Normen
  • Verlässliche Dokumentation über durchgeführte Leistungen
  • Verfügbarkeit von Hygiene- und Verbrauchsmaterialien (z. B. Seife, Papierhandtücher)

Gebäudedienstleister, die diese Anforderungen nicht nur erfüllen, sondern proaktiv kommunizieren, positionieren sich klar gegenüber Wettbewerbern.

Desinfektion: Mehr als ein Aufkleber an der Tür

Die Nachfrage nach Desinfektionsleistungen ist auch 2025 hoch – allerdings mit differenzierteren Anforderungen. Viele Kunden erwarten:

  • Kombinierte Reinigung und Desinfektion, abgestimmt auf Nutzung und Risikobereich
  • Dokumentierte Einhaltung von Einwirkzeiten und Dosierungen
  • Schulung des Reinigungspersonals im Umgang mit Desinfektionsmitteln
  • Nachvollziehbare Qualitätskontrolle, etwa durch Checklisten oder digitale Tools

Wichtig ist: Nicht jede Fläche muss täglich desinfiziert werden – aber wer den Unterschied zwischen Reinigung, Wischdesinfektion und Sprühdesinfektion erklären und korrekt anwenden kann, schafft Vertrauen und minimiert Haftungsrisiken.

Wie sich Kundenerwartungen verändert haben

  • Früher war Sauberkeit häufig eine Frage des Erscheinungsbilds – heute ist sie eine Frage der Sicherheit. Das äußert sich in konkreten Kundenerwartungen:
  • Fragen nach Desinfektionsfrequenz oder Mittelverwendung sind Standard
  • Live-Nachweise oder digitale Protokolle werden vermehrt eingefordert
  • Hygienische Kompetenz wird vorausgesetzt, nicht nur vermutet
  • Schulungsnachweise des Reinigungsteams erhöhen die Glaubwürdigkeit

Für Dienstleister bedeutet das: Hygiene ist längst kein „Zusatzmodul“ mehr, sondern ein integraler Bestandteil der Leistungserbringung.

Welche Prozesse sich intern verändert haben sollten

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, haben viele Gebäudedienstleister ihre internen Abläufe angepasst – oder sollten es dringend tun. Dazu zählen:

  • Angepasste Leistungsverzeichnisse, die hygienerelevante Aufgaben konkret benennen
  • Spezielle Schulungen und Unterweisungen für Mitarbeitende
  • Dokumentationssysteme, ob digital oder analog
  • Materialauswahl, die den gestiegenen Anforderungen entspricht (z. B. viruzide Mittel, Einwegtücher)
  • Schutzausrüstung und Hygienestandards im Umgang mit kontaminierten Bereichen

Dienstleister, die diese Aspekte systematisch umsetzen, können nicht nur besser kalkulieren – sie treten auch professioneller und vertrauenswürdiger auf.

Hygiene-Siegel und Zertifizierungen: Welche Labels für Vertrauen sorgen

In einer Branche, in der Vertrauen und Nachweisbarkeit entscheidend sind, gewinnen Hygiene-Siegel und Zertifizierungen zunehmend an Bedeutung. Sie bieten Auftraggebern eine objektive Orientierung und unterstreichen die Professionalität des Dienstleisters.

Zu den wichtigsten Nachweisen gehören:

  • RAL-Gütezeichen Gebäudereinigung: Steht für geprüfte Qualität und Zuverlässigkeit im Reinigungsprozess
  • DIN EN 13549: Europäische Norm für Qualitätssicherung in der Gebäudereinigung
  • Zertifizierungen nach DIN EN ISO 9001 (Qualitätsmanagement) oder ISO 14001 (Umweltmanagement)
  • Sachkundenachweise für Desinfektion nach § 42 IfSG

Diese Labels sind nicht nur werbewirksam – sie schaffen auch Klarheit in Ausschreibungen und stärken die Verhandlungsposition gegenüber anspruchsvollen Kunden, etwa in der Gesundheits- oder Lebensmittelbranche. Wichtig ist: Die Einhaltung der Standards muss gelebt und dokumentiert werden, sonst verliert das Siegel an Aussagekraft.

Digitalisierung als Hygienefaktor

Digitale Tools spielen eine wachsende Rolle, wenn es um Hygiene-Transparenz geht. Beispiele:

  • App-gestützte Reinigungsdokumentation
  • QR-Codes an Reinigungsplänen zur Nachvollziehbarkeit
  • Sensorik in Seifenspendern oder Toilettenanlagen zur bedarfsgerechten Reinigung
  • Live-Meldung bei abgeschlossener Flächenreinigung

Solche Systeme schaffen nicht nur Vertrauen bei Auftraggebern, sondern helfen auch intern, Prozesse zu optimieren und Mitarbeitende effizient einzusetzen.

Hygiene und Nachhaltigkeit – ein scheinbarer Widerspruch?
In der Diskussion um professionelle Hygiene steht häufig eine kritische Frage im Raum: Wie lässt sich gründliche Desinfektion mit umweltfreundlichem Handeln vereinbaren? Schließlich kommen im hygienischen Umfeld oft chemische Reinigungsmittel, Einwegmaterialien und hoher Wasserverbrauch zum Einsatz.

Doch der Widerspruch ist nicht zwingend – im Gegenteil: Viele Gebäudedienstleister setzen inzwischen auf Lösungen, die beides ermöglichen:

  • Reinigungsmittel mit Umweltzertifikat, die trotzdem viruzid wirken (z. B. auf Alkoholbasis)
  • Dosiersysteme, die Überdosierung vermeiden und Ressourceneinsatz senken
  • Mehrwegtücher mit hygienischer Aufbereitung statt Wegwerfmaterial
  • Smarte Geräte, die Wasser und Strom bedarfsgerecht einsetzen
  • Papierlose Dokumentation, um Abfall zu reduzieren

Auch Auftraggeber erkennen zunehmend, dass Hygiene und Nachhaltigkeit gemeinsam gedacht werden müssen. Wer hier glaubhaft kommuniziert und nachweisbare Maßnahmen umsetzt, positioniert sich nicht nur als hygienisch kompetent – sondern auch als verantwortungsbewusster Partner in einer zunehmend klimaorientierten Wirtschaft.

Fazit: Hygiene bleibt – und verändert die Branche dauerhaft

Die Pandemie hat die Gebäudereinigung nachhaltig verändert. Hygiene ist nicht mehr optional, sondern ein zentraler Qualitätsfaktor. Dienstleister, die diesen Wandel ernst nehmen, sich fortlaufend weiterentwickeln und transparent arbeiten, schaffen klare Wettbewerbsvorteile.

Ob bei der Auftragsvergabe, in Ausschreibungen oder in sensiblen Kundenbereichen: Wer hygienisch durchdachte Leistungen glaubhaft vermitteln kann, gewinnt Vertrauen – und damit langfristige Kundenbeziehungen.